Die grösste FCI-Hundeausstellung, die je organisiert wurde. Paris 2011
In der Vergangenheit wurde der Titel "Weltweit grösste Hundeausstellung" bereits
mehrfach beansprucht. Handelt es sich um die Crufts, war es Bratislava? Zweifellos
wird Paris 2011 die Grösste sein, und es wird sicher lange dauern, bevor sie entthront
werden wird.
Wie bei der Ausstellung in Dortmund wurden an einem Wochenende zwei Ausstellungen
abgehalten. Am Morgen fand die französische Meisterschaft statt, und am Nachmittag
die Weltausstellung. Immerhin 38.000 Hunde nahmen an einer oder an beiden Ausstellungen
teil. Die Zahl der einzelnen anwesenden Hunde wurde auf etwa 25.000 Hunde geschätzt.
Die Hunde waren aus insgesamt 69 verschiedenen Ländern angereist, worunter sehr
weit entfernte Länder wie Australien, Südkorea, Japan, Argentinien und die USA zu
nennen sind. 240 Verkaufsstände wurden aufgebaut, und es waren 224 Richter aus 34
verschiedenen Ländern eingeladen worden. 1500 freiwillige Helferinnen und Helfer
trugen dazu bei, dass alles wie am Schnürchen lief. Unter vielen Aspekten war es
eine sehr prestigereiche Veranstaltung. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass die
Société Centrale Canine in Frankreich eine echte Institution ist, die dem französischen
Landwirtschaftsministerium untersteht, und mit dem riesigen Messegelände bei Paris
und den beiden internationalen französischen Flughäfen Charles de Gaule und Le Bourget,
ist leicht zu verstehen, dass Frankreich mit einer etwas grösseren Veranstaltung
umgehen kann, als andere Länder. Die SCC zählt über hundert Mitarbeiter, 30.000
Züchter, 550.000 Mitglieder, 1075 Vereine, und 195.013 jährlich registrierte Hunde!
Die Hallen und das Messegelände waren gross genug, um die gesamte Veranstaltung
unterzubringen. Es waren nur die beiden grössten Hallen gemietet worden, was ausreichte,
um den Hundeführern grosse Ausstellungsringe bieten zu können. Ich habe nicht den
Eindruck gehabt, dass es schwierig war, vom einen Punkt zum anderen zu gelangen.
Die Verkaufsstände in den Hallen waren in der Nähe des Eingangs positioniert. Dies
wurde offensichtlich sehr geschätzt, da man an ihnen vorbeigehen musste, um zu den
Ringen zu gelangen. Die Inhaber der Verkaufsstände waren allgemein hochzufrieden,
da sie Tausende von Besuchern (25.000!) erwarteten, und damit gute Umsätze erzielen
konnten. Aufgrund der Vorschriften des Messegeländes hatten leider viele Händler
Schwierigkeiten damit, ihren Stand aufzubauen und ihre Warenvorräte nachzufüllen.
Am ersten Tag mussten wie üblich viele Probleme gelöst werden, doch bereits am Freitag
klappte alles besser. Das war auch der Fall mit dem Zeitplan des Tages. Es ist sehr
kompliziert, zwei Ausstellungen am selben Tag zu veranstalten, mit einem einzigen
Hauptausstellungsring, so dass eine strenge Zeitplanung unerlässlich war. Nach einer
Verspätung am Donnerstag lief es am Freitag wesentlich besser. Viele Leute beschwerten
sich, doch ich muss sagen, dass ich auch viele Leute getroffen habe, die überhaupt
keine Klagen hatten. Und ohne die Dinge bagatellisieren zu wollen - es wird immer
Probleme geben, doch wenn manche Leute davon betroffen sind, ist das, als ob die
Welt untergehen würde. Ausserhalb der Hallen wurde nicht genug gereinigt, die Beschilderung
für die Ringe war ziemlich verwirrend, und ich habe gehört, dass manche Teilnehmer
Schwierigkeiten hatten, ihren Ring zu finden, da dies in den Katalogen nicht klar
angegeben war. Das ist sicher darauf zurückzuführen, dass die beiden Ausstellungen
gleichzeitig stattfanden. Ich habe auch Klagen darüber gehört, dass die Messehosts
nur Französisch sprechen, ich weiss jedoch, dass die Société Centrale Canine sogar
einige Dolmetscher für Russisch eingestellt hatte.
In einer Halle waren die Rassestände untergebracht, wobei dies nicht auf ein paar
wenige beschränkt war, sondern es waren sehr viele. Dies ist wirklich sehr interessant,
da Frankreich viele Rassen hat, die man nur selten ausserhalb des Landes antreffen
kann, und zwar insbesondere die Jagdhundemeuten, die die Ställe der "grands Châteaux"
nur ein- oder zweimal pro Jahr verlassen, wie für die französische Meisterschaft.
Ein echtes Beispiel für lebendige Folklore, das nur in den Châteaux oder bei Meisterschaften
zu sehen ist. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass diese Weltausstellung
sicher die grösste Rassenvielfalt zu bieten hat, die nahezu das vollständige Spektrum
der FCI-Rassen deckt, und ich hatte sogar die Gelegenheit, einen Vietnam-Ridgeback
zu sehen, der sich klar von einem Thailand-Ridgeback unterscheidet. Er kam vermutlich
gemeinsam mit einer TV-Crew aus dem Vietnam, die genau wie viele anderen Sender
über dieses Event berichtete.
Die riesigen Besucherzahlen sind sicher das Ergebnis einer gelungenen Werbekampagne
im Vorfeld der Ausstellung. Es waren immerhin 240 Pressekarten vergeben worden,
und über das Ereignis wurde auf fast jedem Sender des kommerziellen und des nationalen
Fernsehens Frankreichs berichtet. Dies ist natürlich sehr hilfreich. Die meisten
ausländischen Besucher haben es sicher seltsam gefunden, dass es in der Umgebung
keinerlei Schilder gab, um die Richtung der Ausstellung anzuzeigen. Die Franzosen
sind daran gewöhnt, da der Bürgermeister alles verbietet, was die Fahrer ablenken
könnte. Andererseits können Schilder hilfreich sein, um sein Ziel mühelos zu finden.
Mit meinem Navigationssystem war es nicht möglich, das Messegelände zu finden, da
das Gelände keine Adresse hat. Ich musste somit "Flughafen Charles de Gaulle" eingeben.
In derartigen Situationen können Schilder sehr hilfreich sein und auch Verkehrsstockungen
vorbeugen. Ich gehe jedoch davon aus, dass die SCC Schilder angebracht hätte, wenn
sie dazu berechtigt gewesen wäre.
Der Hauptring war sehr schön, manche fanden ihn zu klein. Laut den ursprünglichen
Plänen war er kleiner, als mir angegeben wurde, doch letztendlich konnte er leicht
allen Hunden, Gruppen, usw. genug Platz bieten. Der VIP- und der Pressebereich waren
eindeutig zu klein, um allen Platz zu bieten, was am ersten Tag zu Spannungen führte.
Auch am Sonntag wurde dies fast zu einem grossen Problem, infolge eines Engpasses
am VIP-Eingang, bis plötzlich ein Zusatzbereich für die Zuschauer eingerichtet wurde,
und alle Probleme gelöst zu sein schienen, zumindest was den Engpass anbelangt.
Am Samstagabend wurde zur Unterhaltung des Publikums eine französische Cancan-Tanzvorführung
geboten, die grossen Anklang fand. Am Sonntag war das Programm bereits sehr umfangreich,
und abgesehen von einer Doggy-Dance-Vorführung von einem als Amadeus Mozart verkleideten
österreichischen Mädchen mit ihrem Hund, und einem wunderschönen kastratenähnlichen
Gesang eines Mannes, fand ausser dem Haupt- und Abschlussrichten nichts mehr statt.
Ich finde, diesbezüglich war das Programm perfekt, nicht zu überladen, jedoch mit
einem kleinen Zwischenspiel für das Publikum.
Richterin Lisbeth Mach aus der Schweiz hatte die Ehre, den Best In Show Junior auszuwählen.
Sie ist seit 2008 Allgemeinrichterin und erfreut sich so grosser Bekanntheit, dass
sich kaum ein Land mit kynologischer Tätigkeit finden lässt, in dem sie noch nicht
gerichtet hat. Der 3. Platz ging an Russland, für die wunderschöne graue Pudelhündin
"Evak's Shalimar", die Natalia Mankova gehört. Ihr zweitklassierter BIS war die
italienische Brackehündin "Fruga Di Val Ravanaga" von Colaco Elsa & Miguel Nerviani
(Spanien). Der Titel Best in Show Junior ging an eine Hündin, die Basset artésien
normand-Hündin "Fricassée de Lapin da Terra Quante", deren Besitzer Pedro Cafe aus
Portugal ist.
Guy Mansencal, leidenschaftlicher Anhänger von Pyrenäen-Schäferhunden, der seit
46 Jahren als Richter die entferntesten Winkel der Welt bereist, wurde die Ehre
zuteil, den Best In Show bei der FCI-Jubiläumsweltausstellung auszuwählen. Er hat
mit viel Leidenschaft und Stolz gerichtet. Nach ein paar Runden und einer zusätzlichen
Überprüfung wies er dem Drahthaar-Fox Terrier "Afterall Painting The Sky" den 3.
Platz zu. Besitzer der Hündin sind Viktor Malzoni / Tony Steel aus Italien, und
er wurde in den Vereinigten Staaten von Pertuit - Seaton gezüchtet. Bei dieser Rasse
gab es immerhin 130 Mitbewerber. An Finnland ging der zweite Platz. Der Mops "Tangetoppen's
Unbrealbl'New's" wurde von Olsen-loken gezüchtet und befindet sich im Besitz von
Mari Ramanen. Diese 3-Jahre junge Hündin gewann unter 196 Artgenossen. Der einzige
männliche Sieger bei dem Finale war der zweijährige Best in Show "De Kraner's Worverine
Revenge", ein amerikanischer Akita. Und so ging der BIS-Titel dieses Jahr an Italien
(Besitzer: Nati Diestro und Elio Rodato – und Züchter: Francisco Montoto). Um zum
Best in Show-Wettbewerb zugelassen zu werden, musste er zunächst 93 andere amerikanische
Akitas übertreffen und in seiner Gruppe gewinnen.
Diese Ausstellung hat gemischte Gefühle hervorgerufen. Für manche war sie hervorragend,
und für andere frustrierend. Das wird immer so sein, und wie bei allen Ausstellungen
ist stets mit Problemen zu rechnen. Vielleicht waren die Probleme hier grösser,
da die Ausstellung viel grösser war. War es vielleicht zu ehrgeizig, zwei grosse
Ausstellungen zu kombinieren? Ich kann nur sagen, dass sie alles durchgezogen haben,
mit einem BIS, zufriedenen Händlern, neuen französischen Champions in anderen Ländern
als Frankreich, viel Medienrummel und einer grossen Zahl von Besuchern. Und da das
Wetter schön war, verblasste die Frustration oft nach einem Besuch in Paris und
einem köstlichen Glas Wein oder Champagner.
Der nächste Termin im Auswahlparcours für die "Champion of Champions"-Ausstellung
ist Leeuwarden. Für die Niederländer stellt sich damit eine echte Herausforderung
für den Umgang mit einer weiteren Riesenveranstaltung. Zum Zeitpunkt der Pariser
Hundeausstellung hatten sich bereits 10.000 Teilnehmer angemeldet.
Alle Ergebnisse der Ausstellung sind unter
www.worlddogshow.fr
zu finden.
Karl Donvil